Trittkopfbahn
Die Trittkopfbahn Zürs - ein Meilenstein im "weissen Ring":
Die Geschichte des Schigebietes Zürs am Arlberg beginnt schon relativ früh mit der Errichtung eines kurzen Schleppliftes im Jahre 1937/38 1) Bald dannach schon wurden im ganzen Arlberggebiet eine grosse Anzahl an Aufstiegshilfen gebaut, der Name "weisser Ring" etablierte sich für diese Region. Binnen zwei Jahrzehnten wurden die Schigebiete rund um die Ortschaften Lech, Zürs und St. Anton/St. Christoph erschlossen. Doch so viele Lifte auch gebaut wurden so zersplittert waren auch die Gesellschaftsstrukturen, gerade in Lech oder Zürs. Um den seit längeren bestehenden Plan einer Erschliessung des Trittkopfes in Angriff nehmen zu können fusionierten die Schilifte Ing. Bildstein & Co. sowie die Bergbahngesellschaft Zürs Walch 6 Co. zur neuen "Zürser Seilbahngesellschaft Franz Schmid & Co. Erst durch diese Fusion konnte nun an eine konkrete Planung zur Erschliessung des Trittkopfes gegangen werden. Zwar bestand auf der Westseite schon ein ausgedehntes Schigebiet Richtung Zürser See, die Ostseite war aber nur durch den Hexenbodenlift erschlossen. Erste Planungen seitens Herrn DI Huber sahen noch eine Verlängerung vom Trittkopf Nord auf den Vallugagrat vor, diese kamen aber nicht zur Ausführung. Die neue Anlage sollte etwas östlich des Ortseinganges von Zürs auf den 2422 m hohen Trittkopf Nord führen. Die Bahn wurde schliesslich am 24.12.1962 in Betrieb genommen und in Anwesenheit des Herrn Ministerialrat Dr. Gatscha am 27. Jänner 1963 offziell dem Verkehr übergeben.
Technische Daten zur ersten Trittkopfbahn:
Bei der Trittkopfbahn handelt es sich um eine zweispurige Zweiseil Pendelbahn mit einer schrägen Betriebslänge von 1878 m. Die mittlere Neigung beträgt 419 %o, die Höchstneigung 643 %o. Der maximal bewältigte Höhenunterschied beträgt 697 m. Die Talstation "Zürs" liegt auf einer Seehöhe von 1725 m, die Bergstation "Trittkopf-Nord" auf einer Seehöhe von 2422 m ü.d.a.M. Die Bahn verfügt neben den Stationen über zwei grössere Streckenbauwerke, zwei Fachwerkstützen. Die erste befindet sich in einer Seehöhe von 1945 m in Bahnkilometer 0,5866 und ist als hochfestverschraubte Hammerfachwerkstütze ausgeführt. Die maximale Höhe beträgt 42,5m, die Spurweite 9 m. Die zweite Stütze befindet sich kurz vor der Bergstation "Trittkopf-Nord" und ist ebenfalls eine Hammerfachwerksstütze. Sie steht auf 2400 m in Bahnkilometer 1,818. Ihre Höhe beträgt nur 19 m, die Spurweite aufgrund der Nähe zur Bergstation nur mehr 6,2 m. Der Antrieb erfolgt in der Talstation mittels eines Umformersatzes, der einen Gleichstrommotor speist. Weiters ist noch ein Dieselaggregat der Firma Mercedes Benz für einen etwaigen Notantrieb vorhanden. Alle elektrischen Anlagen sowie die Signalsteuerung lieferten die österreichischen BBC Werke. Als Fahrbetriebsmittel sind zwei Leichtmetallkabinen der Traunsteinwerkstätten Dr. Josef Swoboda installiert, die für 4000 kg Zuladung (oder 50 Personen) ausgelegt sind. Deren Eigengewicht samt Gehänge beträgt 1740kg. In der Gondel sind neben dem Wagenführerplatz noch zwei Notsitze installiert. Das Fahrwerk ist achtrollig ausgeführt mit zwei Tragseilbremsen und nachstellbarem Schwingungsdämpfer. Die Wagen waren von Anfang an Hellrot lackiert. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 7 m/s festgesetzt. Bei einer reinen Fahrzeit von 5,2 min ergab sich so eine maximale Förderleistung von 500 Personen pro Stunde und Richtung.
Damit genügte die Bahn von Anfang voll den Erwartungen. Bedingt durch erste Alterserscheinungen sah man sich Anfangs der Achziger Jahre gezwungen eine Adaption an die damalige Zeit vorzunehmen. Diese bestand vorrangig im Umbau der Signalsteuerung und Geschwindigkeitssteigerung (von 7 m/s auf 10m/s) sowie im Austausch der alten Fahrbetriebsmittel. Durch die Geschwindigkeitssteigerung konnte man bei relativ gleich bleibender Förderleistung die Fahrbetriebsmittel wieder in nahezu gleicher Grösse installieren, was sich positiv auf die Gewichtskomponente auswirkte. Die neuen Fahrbetriebsmittel lieferte wieder die Firma Swoboda, Oberweis. Sie entsprachen im wesentlichen dem damals gängigem Typ wie er in ähnlicher Form z.B. auf der Reuttener Seilbahn installiert wurde. Sie waren jetzt nur mehr für 45 Fahrgäste plus Wagenführer zugelassen. Nach über zwanzig Jahren Betrieb wird in den nächsten Jahren sicher ein Ersatz oder Neubau der Anlage zur Diskussion stehen. Im Sinne der Kundenfreundlichkeit wird eine Sanierung der Pendelbahn bei einem derart gut geeigneten Gelände wohl nicht zur Diskussion stehen, so sehr es diesem Gebiet auch seinen eigenen Reiz verleihen mag.
Ing. Peter Eilsmayr
Hierbei handelt es sich um eine Kurzfassung zur allgemeinen Übersicht. Es wird ausdrücklich betont, dass die Angaben über die Bahn seitens des Herstellers erfolgte und gerade in Bezug auf die schräge Bahnlänge deutlich von den Angaben der österreichischen Eisenbahnstatistik abweichen (dortselbst wird der Wert von 1808 m für die schräge Länge angegeben, was mit dem mir vorliegenden Höhenprofil der Bahn unvereinbar scheint). Weitere Fragen zur genaueren Technik werden gerne beantwortet.
Verwendete Quellen:
werden auf Anfrage gerne bekannt gegeben
1) Näheres dazu in einem eigenen Topic
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